Analyse von Videoaufnahmen aus Polizeieinsätzen

Befinden sich Polizeibeamte in Einsätzen, um z. B. Menschenansammlungen aufzulösen, Demonstrationen zu begleiten oder Kontrollen durchzuführen, werden deren Handlungen u. U. auf Videomaterial aufgezeichnet. Häufig sind agierende und zu kontrollierende Personen alkoholisiert, die Situation ist emotional aufgeladen. Werden Polizeibeamte beleidigt oder angegriffen, müssen Angriffe abgewehrt werden. Ein Einsatzbefehl erlaubt, Akteure zurückzudrängen. Wird die Sache als Staatsschutzsache eingestuft, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Gerät der Einsatz außer Kontrolle, sind Videoaufnahmen bei einer späteren Situationsanalyse hilfreich, wie Handlungen und Gegenhandlungen erfolgt sind.

Je nach Aufzeichnungsverfahren werden Filme mit einer Bildwiederholrate progressiv oder interlaced aufgezeichnet. Im progressiven Verfahren wird in Vollbildern aufgezeichnet. Interlaced aufgezeichnete Videoaufnahmen bauen ein vollständiges Bild (Frame) aus zwei unterschiedlichen Halbbildern auf. Das Verfahren stammt aus dem klassischen Zeilensprungverfahren (verzahnte Bilder). Die Bildwiederholrate liegt i.d.R. bei 25 oder 30 Bildern. Analysen werden mit professionellen Instrumenten durchgeführt, mit denen das Material intensiv untersucht werden kann.

Analysen können sowohl bild- also auch audiogestützt durchgeführt wurden. Für die Durchführung einer Bildanalyse wird das Bildmaterial u. a. in Einzelbildern untersucht. Bereits 2 Minuten Bildmaterial erzeugen mindestens 3.000 Einzelbilder. Häufig existieren Bewegungsunschärfen, die eine Betrachtung im Einzelbild erschweren. Dementsprechend werden ebenso Bildinhalte in der filmischen Abfolge sowohl in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten analysiert. Nur eine Bewegungsanalyse zeigt den genauen Stand, die anhand von Pixeländerungen im Bild wahrgenommen werden können. Bei 25 Bilder / s hat ein Einzelbild eine Zeiteinheit von vier Hundertstel Sekunden (4/100 = 0,04 s = 4 Zentisekunden). Dies kann von Bedeutung sein, wenn das Tatgeschehen sich nur auf 1 oder 2 Einzelbilder beschränkt.

Audioanalysen können je nach Anforderung sehr unterschiedlich durchgeführt werden. Mögliche Anwendungen bestehen u. a. bei der Verbesserung der Tonqualität, dem Transkribieren von gesprochenen Inhalten und deren Zuordnung zu Personen, Durchführung von Sprecherverifikationen und -identifikationen oder z. B. der Nachbildung oder Isolierung von bestimmten Audiofrequenzen zur Analyse und spektralen Darstellung von verwendeten Materialien oder Waffen. Dabei ist es möglich, bestimmte Frequenzbereiche abzugrenzen und detailliert zu betrachten. Die Spektrogramm-Darstellung dient dazu, gezielt sowohl auf ganz bestimmte Frequenzbereiche als auch bestimmte Zeitbereiche zuzugreifen. Insbesondere kommt es auf die Übereinstimmung bzw. das Abweichen von Mustern an.

Die Fragestellung:
Der Videoabschnitt soll medientechnisch aufbereitet und forensisch analysiert werden. Die Aufbereitung soll die Frage klären, ob die in dem betreffenden Videoabschnitt sichtbare Bewegung dem zunächst sichtbaren (im Beschluss näher bestimmten) Kleidungsstück zuordenbar ist.

Auftraggeber:
Mündliches Gutachten im Strafverfahren