Musik ist kein Wirtschaftsgut wie jedes andere. Künstler sind gezwungen, in sich abgegrenzte Werke zu schaffen, die als unteilbares Gut am Musikmarkt gehandelt werden können. Es sind besonderes Management und viel Risikobereitschaft erforderlich. Immaterielle Werte der Kunst sind diffizil zu bestimmen. Es existieren keine unveränderlichen, allgemeingültigen Kriterien, welche die Bewertung von Kunst begründen. Kunst ist vor allem eine Frage der Wirkung. Wie kann trotzdem eine Bewertung gelingen?
Erst seit 2013 gibt es in der Musikwirtschaft wieder einen leichten Anstieg der Umsatzkurve, der vor allem bei den digitalen Einnahmen (insbesondere Streaming und andere digitale Angebote) zu finden ist. Selbst Jahre nach Einzug der Digitalisierung sind die Auswirkungen des Umbruchs auf die Wertschöpfung sichtbar. Seit der Digitalisierung ist der Markt für Musik stark segmentiert. Ob sich ein Konsument z. B. ein Musikalbum kauft, hängt primär davon ab, ob ihm die Musik gefällt.
Auf dem digitalen Musikmarkt existieren höchst unterschiedliche Zahlungsbereitschaften bei Konsumenten, die mit entsprechenden Methoden der Preisdifferenzierung erreicht werden könnten. Rahmenbedingungen für Erlöse, die aus der Musikdistribution erwirtschaftet werden, unterscheiden sich in ökonomisches Kapital (Geld), soziales Kapital (Beziehungen, Netzwerke, Ruf) und kulturelles Kapital (Bildung, Know-How).
Dem ideellen Wert von Musik (und Kunst allgemein) steht ein ökonomischer Wert der Musik(produkte) gegenüber. Auf dem Markt werden Produkte und Dienstleistungen gehandelt, nicht aber Prozesse. Die Bewertung einer Musikproduktion als immaterielles Wirtschaftsgut hängt dementsprechend von der Realisierung am Markt ab, d. h. Platzierung im richtigen Marktsegment, Positionierung und Kaufbereitschaft beim Kunden monetarisieren das Produkt. Der aktuelle Marktwert eines Wirtschaftsobjektes zu einem bestimmten Zeitpunkt errechnet sich aus dem von Marktteilnehmern akzeptierten Marktpreis, multipliziert mit einer bestimmten Absatzmenge auf einem bestimmten Markt.
Es hängt demnach von den Rahmenbedingungen ab, in dessen Grenzen sich das Produkt bewegt. Wichtige Erfolgskriterien sind u.v.a.:
- Auftrittspotential und Verfügbarkeit des Künstlers,
- Fanbase, Fanclub, Promotion-Material,
- Flankierende Marketing- und Promotion-Maßnahmen,
- Personality des Künstlers.
Als theoretische Betrachtungsmethoden finden sich im volkswirtschaftlichen (Angebot, Nachfrage, Produktmärkte) und betriebswirtschaftlichen Bereich (Produkt- und Marketingkosten) der Mikroökonomie die Kostenanalyse und im wissenschaftlichen Bereich die Prognose. Eine weitere Möglichkeit besteht im Produktvergleich gleichwertiger Produktionen derselben Kategorie (branchenüblicher Basiswert*).
Die Fragestellung:
Es ist der Wert einer neu zu erstellenden Musikproduktion auf Basis von abhanden gekommenen streitgegenständlichen Magnetbändern zu ermitteln. Es geht um die Frage, welchen aktuellen Marktwert die streitgegenständlichen Magnetbänder auf dem Markt zu einem bestimmten Zeitpunkt gehabt haben.
Task: Gerichtsgutachten im Zivilverfahren
* vom Autor eingeführter Begriff