Forensische Analyse von Überwachungsvideos

Täuschung oder Wirklichkeit? Scheint z. B. ein Ziffernblatt einer Uhr in einer weitwinkelverzerrten Aufnahme rund zu sein, hat es nach Entfernung der Linsenverzerrungen in Wirklichkeit eine eckige Form. Sollen Bilddetails korrekt erkannt werden, kann eine starke Verzerrung zu Fehlinterpretationen führen.

Tonnenförmige Verzeichnungen sind durch den „Fischaugeneffekt“ bekannt und treten bei besonders kurzen Brennweiten mit Weitwinkelobjektiven auf. Kissenförmige Verzeichnungen sind bei Teleobjektiven zu beobachten. Durch eine Umkehrung kann die tatsächliche Verzeichnung eines Bildes kompensiert und ein verzeichnungsfreies Bild berechnet werden.

Videos aus Überwachungskameras, insbesondere bei älteren oder einfachen Systemen, sind nur aneinandergereihte Einzelbilder mit z. B. 3 oder 5 Bildern pro Sekunde. Häufig wird mit einem Weitwinkelobjektiv und kurzer Brennweite aufgenommen. Die Aufnahmen besitzen daher eine mehr oder weniger starke Bildverzerrung.


Tonnenförmige Verzeichnung bei weitwinkligen Überwachungsaufnahmen


Verzeichnisfreie Abbildung nach Beseitigung des geometrischen Abbildungsfehlers

Analyse

Die forensische Videoanalyse bedient sich verschiedener Filtertechniken und Effekte, um Bildverbesserungen zu erhalten. Zu nennen sind u. a. Entzerrungen geometrischer Abbildungsfehler bei optischen Systemen (lens correction, chromatic aberration), Rauschunterdrückungen (noise reduction), Bild- und Kantenschärfungen (Sharpen / Sharpen Edges), Veränderungen von Bildgröße, Bildausschnitt, Bildwinkel etc. (transitions), Gradations- und Farbanpassungen (color correction). Ein Rendering in höhere Auflösungen und größere Endformate bringt hingegen keine Verbesserungen. Die maximale Bildauflösung wird durch das Originalformat vorgegeben. Vereinfacht ausgedrückt, kann aus einem Bild nur das herausgeholt werden, was zuvor auch über die Aufnahme an Auflösung und Bilddetails auf dem Träger gespeichert wurde. Insb. können unterbelichtete Aufnahmen, also Aufnahmen, die zu dunkel sind, sehr leicht über Detailkontrastanpassungen verbessert und aufgehellt werden. Überbelichtete Aufnahmen, Aufnahmen, die überstrahlt sind, haben meist keine Bilddetails mehr und bleiben weiß.

Sind alle technischen Fehler beseitigt, ist in aller Regel eine höhere Aussagewahrscheinlichkeit möglich. Die forensische Analyse benötigt einen hohen Zeiteinsatz für Materialbearbeitungen, Analysefeststellungen, Bewertungen, Einschätzungen und Dokumentation.

Task: Privatgutachten im gerichtlichen Verfahren