Überwachungsvideo manipuliert

Überwachungsvideos dienen vor allem der Sicherheit (Prävention vor Einbrüchen und Diebstählen), Rekonstruktion von Tatabläufen bzw. einer Ermittlung der Täter. Aufnahmen aus Überwachungsvideos können allerdings auch zweckentfremdet werden. Wann wird eigentlich von Manipulationen bei Videoaufnahmen gesprochen und wie können solche Manipulationen aufgedeckt werden?

Aufnahmen, die mit Hilfe von Hard- und Software namhafter Hersteller von Sicherheitssystemen entstanden, unterliegen bestimmten Sicherheitsanforderungen. Ihre Aufnahmen enthalten eindeutige Sicherheitsmerkmale. Soll ein Tatablauf suggeriert werden, der in Wirklichkeit nicht oder anders stattgefunden hat, müssen Inhalte durch Manipulation des Ausgangsmaterials umgeschnitten oder entfernt und Sicherheitsmerkmale umgangen werden.

Formatanforderungen

Unterschieden werden Video- und Datenformate. Ein Videoformat bestimmt Qualität und Verwendbarkeit von Inhalte und beschreibt, wie Videodateien auf einem Datenträger aufgezeichnet werden. Vier Eigenschaften definieren das Format: Filmformat, Bildwiederholungsrate, Farbtiefe und Audiospuren. IGs. dazu beschreiben Datenformate, wie Videoformate technisch strukturiert dargestellt und von Software auf einem Computersystem zur Verarbeitung gelesen bzw. interpretiert werden. Videodateien werden unterschiedlichen Kriterien zugeordnet. Häufig sind sie in komprimierenden Formaten gespeichert. Algorithmen komprimieren und reduzieren Inhalte und bestimmen dadurch Dateigröße und Qualität. Zu unterscheiden sind beispielsweise verschiedene Containerformate. Bekannte Containerformate sind z. B. MP4 (MPEG II, Layer 4), Mov (Apple Quicktime), WMV(Windows Media)).

Sicherheitskriterien

Manipulationen im Material sind vielfältig und hängen teilweise auch von den Bestimmungen ab, die ein Hersteller an sein Sicherheitssystem stellt. Aufnahmesysteme erstellen Videoinhalte und Dateistrukturen nach bestimmten Vorgaben und mit Hilfe von herstellerspezifischen Video- und Audio-Codecs. Verschiedene Metadaten lassen sich in das Bild sichtbar einbinden und Authentizitätsmerkmale hinzufügen. Eine Rolle spielt auch das Aufnahmedatum einer Videodatei.

Analyse

Kontext und Wirklichkeitstreue beschreiben inhaltliche Eigenschaften wie inhaltliche Logik oder Bildreihenfolge. Entspricht ein vorgefundener Kontext nicht einem erwartbaren Aufnahmebild aus einer Überwachungskamera (Verlust der Ursprünglichkeit), ist eine Bearbeitung der Videobilder wahrscheinlich.

Im Aufnahmematerial können nicht nur Schnitte durchgeführt werden, um Inhalte zu unterschlagen oder inhaltliche Abfolgen zu verändern. Denkbar sind u. a. auch Bildüberlappungen (Overlaying, Overlapping) mittels Maskierungen, Timecode-Nachbearbeitungen oder Belichtungsveränderungen. Ist eine Audiospur vorhanden, kann diese weitere Hinweise auf Manipulationen ergeben.

Die Fragestellung:
Sind die vom Kläger präsentierten Videoaufzeichnungen aus der Überwachungskamera Originalaufnahmen oder wurden sie einer Manipulation unterzogen?

Task: Gerichtsgutachten im Zivilverfahren