Vertragsabschluss am Telefon: Aufnahme gefälscht?

Audioaufnahmen werden für Bestätigungen von (vermeintlichen) Vertragsabschlüssen durchgeführt. Lässt sich eine Echtheit der Aufnahmen feststellen? Wie sehen Manipulationen aus?

Nach einem Verkaufsgespräch, häufig werden Druckerpatronen, Google AdWords-Werbung, Marketing-Rankings etc. angepriesen, erhalten die angefragten Firmen / Personen eine Auftragsbestätigung mit Vertragsabschluss.

Beweismittel

Als Beweismittel wird eine Bandaufzeichnung vorgelegt, die die meist letzten 2 Minuten des (vermeintlich) geführten Vertragsgespräches dokumentieren soll. Diese enthält Namen / Firmenabgaben des Verkäufers und Namen / Adresse des Käufers sowie das abgeschlossene Kaufpaket mit Preisnennung, häufig verbunden mit einem mehrjährigen Abonnement. Der Käufer bestätigt sein Einverständnis i.d.R. mit einem gesprochenen „JA“. Die (vermeintlich) Geschädigten erinnern sich meistens nicht (mehr) an den vorgegebenen Ablauf. Die Aufzeichnung soll aus Gesprächsinhalten zusammengeschnitten sein, die dergestalt nie stattgefunden haben soll. Eine Prüfung der Aufnahmeinhalte soll Manipulationen aufdecken.

Kriterien und Einflüsse

Wurde das Material tatsächlich manipuliert? Wie sehen solche Manipulationen aus? Schnitte sind selten als solche erkennbar. Untersuchungskriterien sind Sprache, Musik, Geräusche und Atmosphärenunterschiede, um Aneinanderreihungen, Wiederholungen oder Kopierungen festzustellen. Der Weg über Sprecherverifizierungen erhöht den Aufwand und ist zudem an bestimmte Untersuchungskriterien gebunden. Viele äußere Kriterien haben Einfluss auf die Aufzeichungsqualität: z. B. die Frequenzbegrenzung in der Telefonübertragung, verwendete Headsets, Internet- und Übertragungsbandbreiten, Telefonhardware, Aufzeichnungsgeräte etc. Erfolgreich gelingt die Manipulationsfeststellung nur, wenn das Material auch tatsächlich manipuliert wurde. Davon kann nicht immer sicher ausgegangen werden.

Spektraldarstellung einer Gesprächsaufzeichnung.

Audioforensik

Anders als mit Standardwerkzeugen der Audiotechnik eines Tonstudios kann mit einer forensischen Labortechnik sehr tief Einblick in das zu untersuchende Material genommen werden. Kleinste Zeiteinheiten von einer Millisekunde können „mikroskopisch“ dargestellt, (hoch)-aufgelöst und somit Zusammenhänge (sog. Muster, „Pattern-Matching“) erkannt werden. Manipulationen entstehen u. a. durch Schnitte im Material, Mischungen, Kreuzblenden oder Überlappungen unter Verwendung inkongruenten Materialien.
Der Einsatz von forensischer Labortechnik ist sehr zeit- und kostenintensiv, häufig aber der einzige Weg, wenn es um die Aufdeckung von Manipulationen oder Übereinstimmungen geht.

Die Fragestellungen

Enthält die Audioaufnahme Nachweise für einen Zusammenschnitt im Sinne einer Gesprächsmontage?

Task: Gerichtsgutachten