Rohschnitt, Rohmaterial, Rohfilm. Zwischen Makro- und Mikrostruktur.


Rohschnitt, Rohmaterial, Rohfilm. Im Spannungsfeld der Filmproduktion.

Rohschnitt

Ein Rohschnitt bei einer Filmproduktion (Spielfilm, Serie, Kurzfilm u. a.) ist Teil der technischen Produktion. Definitionsgemäß ist der Rohschnitt (auch Grobschnitt) eine erste (grobe) Auswahl und Anordnung des gedrehten Filmmaterials und beinhaltet das Zusammenstellen zu einer sinnvollen Reihenfolge. Ein Rohschnitt ergibt die erste Schnittfassung eines Filmes. Er ist meistens noch zu lang und enthält in der Regel keine visuellen Effekte, Musik und Nachsynchronisation. Das Ergebnis dient jedoch als erster Anhaltspunkt für den noch zu findenden Rhythmus und beinhaltet den Aspekt der Materialkomposition im Verlauf der Montagearbeit.

Der Editor muss eine Auswahl treffen und herausfinden, wie das Material angeordnet werden will und wie er es selber anordnen möchte. Der Rohschnitt umreißt den ganzen Film und entwirft seine Makrostruktur. Z. B. wird bei einem Dokumentarfilm anhand einer Schnittliste (in Form einer Shotlist oder eines Drehbuchs) durch den Cutter in Absprache mit dem Regisseur der erste Rohschnitt erstellt. Das lose Aneinanderfügen von abgedrehten Einstellungen / Takes aus einem Drehtermin wird jedoch nicht als Rohschnitt bezeichnet.

Feinschnitt

Unmittelbar auf die Vorarbeit des Rohschnitts oder die Rohschnittabnahme folgt der Feinschnitt (Kreativteil). Im Feinschnitt werden z. B. Farbkorrekturen / Farbanpassungen (Color Grading) und die Tonmischung vorgenommen (Mikrostruktur). Ein Filmschnitt (Cut / Montage / Découpage classique (in Einstellungen denkend, segmentierend)) im Allgemeinen wäre dem Kreativteil zuzuordnen.

Rohmaterial

Rohmaterial ist unbearbeitetes Film- und Videomaterial, das mit einer Kamera aufgenommen wurde und bezieht sich sowohl auf digitales als auch auf traditionelles, analoges Filmmaterial. Es beinhaltet alles, was kombiniert, bearbeitet und umgewandelt wird. Rohmaterial bleibt von einer Bearbeitung unberührt, d. h. es wurde weder farbkorrigiert noch anderweitig bearbeitet, geschnitten oder aufbereitet. Die Erstellung von Rohmaterial im Filmproduktionsprozess ist, neben der Verwendung der technischen Ausrüstung und kreativen Ideen, ebenfalls Teil eines kreativen Prozesses.

Für das Erstellen von Rohmaterial für eine Beweismitteldokumentation, die frei von jeglichen Eingriffen sein soll, müssen Inhalte zwingend unbearbeitet und schnittfrei bleiben. Kann dies während einer Aufnahme nicht gewährleistet werden (z. B. Akkuwechsel an der Kamera, Speicherkartenwechsel etc.), sind alle Rohmaterialien unbearbeitet und einzeln einzureichen. Geht aufgrund eines inhaltlich großen Umfangs von Aufnahmen der Überblick verloren, sind neben einer Schnittfassung die dazugehörenden Rohmaterialien beizufügen.

Rohfilm

Als Rohfilm wird in Fotografie und Filmproduktion unbelichtetes Filmmaterial bezeichnet (Negativfilm, Umkehrfilm, Direktumkehrfilm). Rohfilm wird von Herstellern meistens konfektioniert ausgeliefert, also in bestimmten Größen und passend perforiert für das jeweilige Filmformat.

Die Anforderung

Authentizität von Bildaufnahmen im Rahmen des Herstellungsprozesses.

Task: Gerichtsgutachten im Strafverfahren